Run off in der Versicherungsbranche
Was ist ein Run off in der Versicherungsbranche?
Wenn zum Beispiel ein Schuhhändler nicht mehr genug Ware verkauft weil immer mehr Kunden bei Onlinehändlern am Amazonas (J) kaufen, entscheidet der Händler die Schließung seines Ladens. Die Restware wird verkauft und das Ladenlokal abgegeben. Das Geschäft ist beendet.
Da ein Versicherer langfristige Verpflichtungen eingegangen ist, kann er nicht spontan und kurzfristig sein Geschäft einstellen nur weil es keinen Ertrag mehr einbringt. Dann werden Kundenbestände oder ganze Gesellschaften an andere Versicherer oder Investmenthäuser verkauft. Manchmal läuft dieser Run Off leise – manchmal aber auch mit viel Aufsehen ab. Ganz leise verlief zum Beispiel der Run off der Viktoria Lebensversicherung in den ersten Jahren des letzten Jahrzehnt ab. Da der größte Rückversicherer Eigentümer war, entschied dieser, vereinfacht gesagt, dass die Viktoria mit weitern Versicherern zu einem neuen Konzern geformt wurde. So entstand die ERGO Gruppe.
Als Geräuschvoller ist eigentlich der Untergang der Mannheimer Lebensversicherung zu bewerten. Nachdem die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht der Mannheimer 2003 den weiteren Geschäftsbetrieb verbot, gründeten die deutschen Versicherer eine Auffanggesellschaft mit Namen Protektor. Alle Lebensversicherungsverträge wurden übertragen und nun dort geführt.
Die Arag Lebensversicherung wurde erst kürzlich an einen Run off – Investor verkauft.
Das Thema kann an Brisanz gewinnen, denn laut Branchengerüchten stellen ca. 20 Lebensversicherer ihr Neugeschäft auf den Prüfstand. Laut einem Bericht in der „Zeit“ plant die Heidelberger Leben sich als Spezialist für Run-Offs aufzustellen und das als Dienstleistung für andere Wettbewerber zu etablieren. Die Frage, was das für Kunden bedeutet, ist umstritten. Die Mehrzahl Experten prognostizieren, dass Kunden dann nur noch den garantierten Zins bekommen und der Rest z.T. durch überhöhte Kosten als Bestandteil der Geschäftspolitik aufgefressen wird.
Fakt ist:
wegen der wagemutigen Niedrigzinspolitik an den Kapitalmärkten stehen die Lebensversicherer vor der Herausforderung, ihre langfristig ausgesprochenen Garantien sicherzustellen. Das erhöht den Druck immens auf sehr viele Gesellschaften, eine Lösung kann – muss aber nicht – ein Run-Off sein. Aus diesem Grund ist es vor Vertragsabschluss extrem wichtig, den „richtigen“ Versicherer zu finden. Der Fairsicherungsladen kennt die Bilanzkennzahlen, einen Teil der handelnden Personen und die hinterfragt auch die strategischen Ausrichtungen der Anlageportfolios. Bevor Sie also auf die richtige Entscheidung hoffen – Wissen ist besser als Bangen.
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